London — HORR GEKOMMEN UM ZU BLEIBEN

Die riesigen Flaggen zerren waagrecht an den gigantischen Fahnenmasten. Rundherum braust der Wind und schiebt die finsteren Wolken über die Hauptstadt. Die Flugzeuge donnern ohne Unterbruch über meinen Kopf, ich spür sie in meinem Bauch. Auf dem grünen Wasser donnert unaufhörlich ein Achter nach dem anderen auf die Putney Bridge zu. Aber die Boote sind plötzlich überall: in der Gegenrichtung, am Ufer, neben mir, hinter mir und schon wieder direkt vor meinem Gesicht. «Mind your head!» von allen Seiten. Wie konnte dieses Gewitter an Chaos so schnell vor diese eben noch so beschauliche Ruhe am Embankment rollen? Eine besorgte Mutter fragt ein erschöpftes Team «Would you like to have a tea or beer?» Und Antwort schallts: «Beer!» Das Rennen läuft und ist gleichzeitig schon zu Ende. Völlig am Ende mobilisieren hunderte von Ruderern ihre letzten Kräfte, derweil ihre überlegenen Kollegen in die zweite Hälfte gehen, bereits wieder gut bei Atem und stählern wie zuvor. Die Londoner Ruderclubs laufen ähnlich schnell voll wie ihre Besucher, but both keep standing. Im grandiosen Large Room des London RC geht es dicht an dicht und bunt gemischt zu und her. Riesige Kerls mit riesigen Biergläsern suhlen sich in einer Atmosphäre des Ruhms, am Boden liegen ein paar Spielzeuge, denn da stehen einige Kinderwagen, ebendieser Boden fühlt sich leicht klebrig an, nicht von den Kindern, leere Gläser auf kleinen Tischen, und an einem Tisch blasen sie irgendwelche Luftballons auf … Welcome to England. Im Gedränge an der Bar braucht es einen guten Mix aus Geduld und Durchsetzungsvermögen, genau wie bei einem Ruderschlag. Ich habe Zeit mich umzusehen und mich zu sortieren.

Da entdecke ich – sie!

In der Ecke hinter dem Thresen, versteckt neben den Chips, Gläsern und Barschlüsseln, fast etwas scheu eng ans glänzende Messing der Bar geschmiegt: Die RCB-Kleber, die wir vor über zehn Jahren dorthin geklebt hatten, als der London RC jeweils für einen Abend im Jahr uns gehörte.

Ich trete auf den Balkon, um unserer Nr. 249 draussen auf dem Wasser zuzuprosten. Und es ist nicht der Wind, der meine Augen ein bisschen anfeuchtet. Es ist meine Freude.

Sie haben unsere Kleber dagelassen. All die Jahre. Bis wir wieder gekommen sind.

This is not Anfield Road.
Ici, ce n’est pas Paris.
No es mes que un club.
Das ist der Ruderclub Baden. – And we’re back in town!

The Most Adi Of The World
Putney, March 24 2024